Hundesport ist eine gute Sache sofern «Fair betrieben»
Hundesport ist ein tolles Hobby und eine gute Form der Auslastung von Hunden. Weshalb ich jedoch immer weniger im Hundesport anzutreffen bin (z. B. IPO) liegt daran, dass ich einerseits mit meiner Hundeschule sowie Weiterbildungen ausgelastet bin und mich andererseits die vorherrschende Intoleranz, der Neid und der falsche Ehrgeiz in dieser Szene irritieren. In den letzten Jahren habe ich in Bezug auf Hunde viele Erfahrungen gesammelt, Aus- und Weiterbildungen absolviert und mein Fachwissen kontinuierlich erweitert. Je detaillierter ich mich mit dem Ausdrucks- und Problemverhalten von Hunden auseinandersetzte, desto skeptischer betrachtete ich andere Hundesportler/innen. Bei meinen Beobachtungen stellte ich mir vermehrt die Frage, ob allen Hundesportlern bewusst ist was sie tun? Auch fragte ich mich, ob allen die verschiedenen Grundsätze des Lernens bei Hunden inkl. der begleitenden Faktoren und Prozesse bekannt sind? Ich vermute, dass dem nicht so ist. Wären sich die Hundesportler/innen ihrer Handlungen bewusst, würde ein Umdenken stattfinden und der Hund würde nicht mehr als Reiz-Reaktions-Biocomputer betrachtet werden. Kürzlich habe ich in einem Forum gelesen, dass Hundesportler A in gewissen Situationen eine positive Strafe als weniger schlimm empfindet als eine negative Belohnung. Klare Aussage bezüglich operanter Konditionierung. Hundesportler B erkundigt sich auf diese Aussage hin, weshalb Belohnungen negativ und Bestrafungen positiv ausfallen können? Daraus schliesse ich, dass Hundesportler B die instrumentelle Konditionierung nicht kennt und ihm auch das Premack-Prinzip, die latente Hemmung, die sensorische Präkonditionierung, die Stimmungsübertragung und die Generalisierungsprozesse fremd sind. Was mich aber noch viel mehr stört, ist der weitverbreitete Hohn gegenüber anderen Hundehalter/innen oder Hundesportler/innen. Dies beginnt für mich mit abwertenden Aussagen anderen gegenüber und endet bei massiven Beleidigungen, Diskriminierungen und Diffamierungen. Leider glauben solche egozentrischen Hundesportler/innen auch, dass sie die Einzigen sind, die Hunde verstehen. Ihre Legitimation bezüglich ihres Fachwissens sind nicht Aus- und Weiterbildungen sondern die Sporthundeprüfung resp. die dazugehörige Punktzahl oder einfach auch die Tatsache, sich seit vielen Jahren in der Hundesportbranche zu bewegen. Was also eine gute Hundesportlerin oder ein guter Hundesportler mit einem auf Verhalten von Hunden spezialisierten Sachverständigen zu tun hat, ist mir fremd. Ein Vergleich: Lewis Hamilton ist aktuell einer der besten Formel 1 Fahrer der Welt. Trotzdem würde ihn niemand als Sachverständigen für Strassenverkehrsfragen beauftragen. Warum tun dies also Hundesportler/innen? Zudem dient bei einigen Hundesportlern der Hund als Sportgerät und Mittel zu ihrem persönlichen Erfolg. Häufig ist dieses Verhalten ein Anzeichen der Kompensation eigener Misserfolge (privat oder beruflich). Ich bin in meinem Leben vielen egozentrischen Hundesportler/innen begegnet. Ein bescheidenes Sozialverhalten ist in dieser Szene leider keine Seltenheit. Gepaart mit Neid und Missgunst kann dies radikale Effekte nach sich ziehen. Die Basis für einen sicheren, korrekten und freundlichen Umgang mit der Umwelt, ist ein stabiles und ausgereiftes Selbstwertgefühl. Entgegen langläufiger Annahmen hängt dieses Selbstwertgefühl nicht von der Bestätigung durch Mitmenschen ab, sondern vom Verhältnis zu sich selbst, der Selbstakzeptanz, der Selbstachtung sowie der Selbstliebe. Reduzierte Sozialkompetenz ist demzufolge ein Ausdruck innerer Konflikte, welche wiederum geprägt sind von sich selbst in Frage stellen und einem begrenzten Selbstwertgefühl. Wie der französische Schriftsteller Honore di Balzac schrieb: "Nichts steht einer guten Zeit mit anderen mehr im Wege, als sich mit sich selbst schlecht zu fühlen." Menschen mit einem niedrigen Selbstwertgefühl kennt jeder von uns. Sie kennzeichnen sich durch destruktives Reden über andere, arrogantes Auftreten, stetiges Moralisieren, Herabsetzung der Leistung anderer sowie intrigantem, egozentrischem und trotzigem Verhalten. Sie sind i.d.R. unfähig andere zu loben oder Komplimente zu machen. Sie orientieren sich an den Fehlern und Schwächen anderer (Defizitorientierung), streben eine machtbezogene Beziehung an und mobben. Glücklicherweise durfte ich auch viele tolerante und äusserst angenehme Hundesportler/innen kennen lernen, welche sich ihren Namen als vorbildliche Kynologen durchaus verdient haben. Hundesport und die damit verbundene Auslastung kann eine adäquate Ausbildung für einen Hund sein. Doch entgegen der verbreiteten Meinung, kann man Hunde auch richtig und artgerecht halten ohne Hundesport zu betreiben. Umgekehrt sind Gefahren wahrscheinlicher. Weshalb? Die Anforderungen an einen Hund in der heutigen Gesellschaft sind nicht nur durch Training auf dem Sporthundeplatz erlernbar. Ein wesentlich umfangreicheres Training ist erforderlich, welches individuell auf das Mensch-Hund-Team abgestimmt sein muss. Die meisten Hundehalter/innen möchten ihren Hund nämlich auch zum Sonntagsspaziergang, Restaurantbesuch, Familientreffen, Urlaub usw. mitnehmen und sich nicht nur auf dem Trainingsplatz oder auf weit abgelegenen Spazierwegen mit ihm bewegen können. Aufgrund dessen wird von einem Hund die Kompetenz verlangt, über eine hohe Reizschwelle zu verfügen. Bei einigen Sporthunden ist in gewissen Disziplinen jedoch eine tiefe Reizschwelle eine wichtige Voraussetzung, was zu einem Alltagskonflikt führen kann. Natürlich nicht zwangsläufig, da die Reizschwelle kontrollierbar sein kann oder eben muss, damit man erfolgreich ist. Diese „Kontrollierbarkeit“ kann man im Alltag aber nicht über eine längere Zeit gewährleisten, da dies die Konzentration des Hundeführers i.d.R. überfordert. Hundesport gilt es klar zu unterstützen. Dies jedoch mit Anstand, gegenseitigem Respekt und Verständnis den Hunden gegenüber. Hundesport soll keine Kompensation von mangelndem Erfolg, Selbstvertrauen oder übertriebenem Ehrgeiz sein. Egal wie jemand seinen Hund auslastet und in seine Familie integriert, solange dies unter dem Aspekt des gegenseitigen Respekts, der Achtsamkeit und des Wohlbefindens geschieht, spielt es eine untergeordnete Rolle, in welchem Bereich der Hund ein ausgefülltes Dasein geniesst. Nur wir Menschen haben wertende Ansprüche und diese werden in gewissen Gruppierungen äusserst borniert vertreten. Diesen Gruppierungen möchte ich aus dem Weg gehen. Ich bin daran interessiert mein Fachwissen über Hunde zu vertiefen und Hunde weiter zu erforschen. Auch das breitaufgestellte Training bzw. der Umgang mit meinen Hunden ist zeitintensiv, weshalb kaum weitere Hobbys in meinem Leben Platz haben. Hundesport ist ein wunderbares Hobby, welches ich jedem empfehlen kann. Auch ich werde weiterhin in einzelnen Sparten mit meinen Hunden trainieren. Meine Passion fand ich jedoch in der Prävention von unerwünschtem Verhalten in einem Mensch-Hund-Team sowie der Nasenarbeit mit Hunden.
1 Kommentar
Werner
27/8/2018 13:53:51
Lieber Beat
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Beat EichenbergerIch lebe mit meiner Partnerin und unserem Hunderudel im Kanton Zug und betreibe mit ihr eine Hundeschule. Archives
Januar 2024
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